Dieser Buchtitel lässt zunächst an einen Roman denken. Aber Dina Nayeri, die selbst als Zehnjährige mit Mutter und Bruder aus dem Iran geflohen ist, hat hier nach zwei Romanen ihr erstes Sachbuch geschrieben. Darin beleuchtet sie die Thematik von Flucht und Asyl einerseits aus ihrer persönlichen Erfahrung heraus (die sicher nicht repräsentativ ist), aber auch als Ergebnis vieler Gespräche mit Geflüchteten. Das Buch ist also keine in sich geschlossene Darstellung, sondern behandelt in essayistischer Form Aspekte wie zermürbendes Warten, Ringen um glaubhafte Fluchterzählungen, Kampf um Anerkennung – und vor allem: Würde bewahren.
Dina Nayeris Buch wurde im Herbst 2020 mit dem Geschwister-Scholl-Preis ausgezeichnet. Was mich bei der Lektüre besonders berührt hat: wie schmal der Grat ist zwischen Scheitern und erfolgreichem Ankommen, und wie viel Kraft das Leben als Flüchtling kostet.
Und was hat es mit dem Titel auf sich? Dina Nayeri selbst sagt es so: “Wir müssen unserem Gastland nicht dankbar sein. Wir haben keine Schuld zu begleichen.”
Dina Nayeri „Der undankbare Flüchtling“; Aus dem Englischen von Yamin von Rauch
Verlag Kein & Aber, Zürich 2020 ; 400 Seiten, 24 €
Eine empfehlenswerte detailliertere Rezension findet sich bei BR24 Kultur