Esmail Abdi: Betreuungsfall der Gruppe Detmold seit März 2021

Esmail Abdi, iranischer Gewerkschafter (Archivbild)

Beitragsbild: (c) privat

Gute Nachricht vom 13.11.2023:  Nach über 8 Jahren in Haft wurde Esmail Abdi auf Kaution freigelassen. Hoffen wir, dass er nun dauerhaft in Freiheit leben kann!

Seit dem März 2021 kümmert sich die Amnesty-Gruppe Detmold besonders um Unterstützung für den seit vielen Jahren im Iran inhaftierten Esmail Abdi. Er ist Mathematiklehrer und früherer Generalsekretär der iranischen Lehrergewerkschaft (ITTA), und hatte sich in friedlichen Aktionen für die Rechte der im Bildungswesen Beschäftigten eingesetzt. 

Esmail Abdi ist seit dem Juni 2015 inhaftiert, mit Ausnahme von kurzen befristeten Unterbrechungen. Im Februar 2016 verurteilte das Revolutionsgericht in Teheran ihn in einem unfairen Prozess zu 6 Jahren Haft. Anklagepunkte waren u.a. „Verbreitung von Propaganda gegen den Staat“ und „Versammlung und Verschwörung, um Straftaten gegen die nationale Sicherheit zu begehen“. Inzwischen ist die Haft um 10 Jahre verlängert worden, wegen eines ähnlich begründeten Urteils aus dem Jahr 2010, das eigentlich zur Bewährung ausgesetzt war.

Die Anklagen gegen Esmail Abdi rühren von seiner gewerkschaftlichen Arbeit her. Er hatte friedliche Demonstrationen organisiert, um gegen die niedrigen Löhne, die Unterfinanzierung des Erziehungsbereichs und die Inhaftierung von gewerkschaftlich organisierten Lehrern zu protestieren.

Während seiner Haft trat Esmail Abdi mehrfach in den Hungerstreik aus Protest gegen die Kriminalisierung friedlicher gewerkschaftlicher Arbeit. In einem offenen Brief vom 22. April 2017 stellte er folgende Fragen: „Ist es eine Straftat, Mitglied einer Gewerkschaft zu sein und an friedlichen Demonstrationen teilzunehmen? Ist es eine Straftat, sich gegen den Diebstahl öffentlicher Mittel zu wenden? Ist es eine Straftat, Unterschriften zu sammeln für eine Petition an die Regierung mit der Aufforderung, sie solle sich an das Gesetz halten?“

Im Iran werden Gewerkschafter*innen verfolgt, bedroht und inhaftiert. Und das, obwohl der Iran Unterzeichnerstaat des Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte und des Pakts über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte ist. Diese Konventionen garantieren das Recht jeder Person, Gewerkschaften zur Förderung und dem Schutz ihrer wirtschaftlichen und sozialen Rechte zu gründen und diesen beizutreten.

Esmail Abdis Gesundheitszustand hat sich während der langen Haftzeit deutlich verschlechtert. Nach einer Infektion mit dem Corona-Virus im August 2020 leidet er unter Schmerzen auf der linken Körperseite, Asthma und erhöhtem Blutdruck. Am 9. Mai 2022 musste er wegen zu geringem Blutzuckerspiegel und Bluthochdruck in die Gefängnisklinik eingewiesen werden.

Im September 2023 erhielt Esmail Abdi kurzzeitig gegen Kaution Hafturlaub, weil sich der Gesundheitszustand seines Vaters sehr verschlechterte. Nach dessen Beerdigung musste er aber am 5.Oktober, dem Internationalen Tag des Lehrers, zurück in Haft.

Die Anwälte von Esmail Abdi gaben bekannt, dass seine Haftstrafe am 13. November 2023 bis zum Abschluss des Verfahrens und Bekanntgabe des Urteils gegen Kaution ausgesetzt worden ist.

Esmail Abdis Frau, Monireh Abdi, konnte durch Unterstützung der Gewerkschaft GEW im Januar 2023 mit ihren zwei jüngeren Kindern nach Deutschland ausreisen.

1. Dezember 2023