Amnesty-Briefmarathon

Plakat zum Briefmarathon 2020

Anlässlich des Internationalen Tages der Menschenrechte am 10. Dezember fordern jedes Jahr Hunderttausende Menschen weltweit Regierungen auf, gewaltlose politische Gefangene freizulassen und Unrecht zu beenden. Außerdem schicken sie Solidaritätsnachrichten an Menschen, deren Rechte verletzt werden. Die unzähligen Briefe zeigen den Betroffenen und ihren Familien, dass sie nicht allein sind. Und sie machen Regierungen Druck: Einen einzelnen Brief können die Behörden ungelesen wegwerfen, aber Tausende von Schreiben, die auf die Einhaltung der Menschenrechte pochen, lassen sich nicht ignorieren!

Schreib für Freiheit! – wenn es um Menschenrechtsverletzungen geht, zählt jede Stimme!

Mehr zum Briefmarathon gibt es hier: www.briefmarathon.de

Die Detmolder Amnesty-Gruppe wählt aus den Briefmarathon-Vorschlägen jeden Winter drei Personen aus, für die wir besonders um Ihren Einsatz bitten.

Briefmarathon 2020

  • El Hiblu Three (Malta): 2019 rettete der Öltanker „El Hiblu“ 100 Geflüchtete aus Seenot. Drei Jugendliche dolmetschten zwischen der Besatzung und den Geflüchteten. Dafür droht ihnen lebenslange Haft. Der Vorwurf lautet „Terrorismus“, weil die drei angeblich das Schiff entführt hätten.  – Stand März 2022, 3 Jahre später, warten sie immer noch auf das Ende ihres Prozesses
  • Jani Silva (Kolumbien): Jani hat ihr Leben dem Schutz des Amazonasgebiets gewidmet und kämpft gegen Erdölkonzerne, die den Regenwald zerstören. Für ihr Engagement wird sie verfolgt, von Unbekannten eingeschüchtert und mit dem Tode bedroht.
  • Gustavo Gatica (Chile): Gustavo nahm an Protesten gegen Preiserhöhungen und soziale Ungerechtigkeit teil, als die Polizei anfing scharf zu schießen. Er wurde in beide Augen getroffen und ist seitdem blind. Diejenigen, die den Angriff befahlen, wurden bisher nicht zur Rechenschaft gezogen. – ERFOLG: Ein hochrangiger Polizei-Beamter wurde verhaftet und angeklagt, nachdem Amnesty bewies, dass er für die Augenverletzung von Gustavo Gatica verantwortlich war.

Briefmarathon 2021

  • Ciham Ali (Eritrea): Die in Eritrea aufgewachsene US-Bürgerin Ciham wurde 2012 im Alter von 15 Jahren an der Grenze festgenommen, vermutlich als Vergeltungsaktion gegen ihren Vater Ali Abdu, der einen Putschversuch gegen die eritreische Regierung unterstützt haben soll.
  • Mikita Zalatarou (Belarus): Mikita geriet 2020 in eine Menschenmenge von Demonstrierenden. Am nächsten Tag nahm die Polizei den 16-Jährigen fest und beschuldigte ihn, einen Molotowcocktail geworfen zu haben. Im Polizeigewahrsam wurde er geschlagen und verhört, ohne dass ein Rechtsbeistand oder Elternteil anwesend waren. Obwohl keinerlei Beweise dafür vorlagen, dass Mikita an Gewalt beteiligt war, wurde er zu fünf Jahren Haft verurteilt.
  • Janna Jihad (Israel / besetzte palästinensische Gebiete): Janna lebt in dem von Israel besetzten Westjordanland. Nachdem die israelische Armee Jannas Onkel vor ihren Augen tötete, begann die 15-Jährige, mit Videos die Unterdrückung und Gewalt gegenüber der palästinensischen Bevölkerung zu dokumentieren. Deshalb wird sie schikaniert und mit dem Tode bedroht.

Briefmarathon 2022

  • Vahid Afkari (Iran): Vahid hatte zusammen mit seinen Brüdern Navid und Habib an friedlichen Protesten im Iran teilgenommen. Die Behörden ließen die drei verschwinden, folterten und zwangen sie, einen Mord zu “gestehen”. In einem grob unfairen Verfahren wurden die Brüder verurteilt, Navid zum Tode, Habib und Navid zu langen Haftstrafen und 74 Peitschenhieben. Navid wurde 2020 hingerichtet. Habib kam inzwischen frei. Doch Vahid ist seit 2018 in Einzelhaft.
  • Aleksandra Skochilenko (Russland): Aleksandra hatte in einem Supermarkt in St. Petersburg Preisschilder durch kleine Papieretiketten mit Fakten über die russische Invasion in der Ukraine ersetzt. Aufgrund dieser Anti-Kriegs-Aktion wurde sie im April 2022 festgenommen und wegen “Verbreitung wissentlich falscher Informationen über die russischen Streitkräfte” angeklagt. In der Untersuchungshaft erhält Aleksandra weder die für sie erforderliche glutenfreie Ernährung noch medizinische Versorgung.
  • Shahnewaz Chowdhury (Bangladesch): Ingenieur Shahnewaz Chowdhury schrieb auf Facebook, das Kohlekraftwerk in der Region Banshkhali in Bangladesch sei umweltschädigend und rief dazu auf, sich “diesem Unrecht zu widersetzen”. Daraufhin reichte das Kraftwerksunternehmen Klage gegen Shahnewaz Chowdhury ein. Wegen “Verbreitung falscher und beleidigender Informationen” droht ihm eine Verurteilung zu zehn Jahre Gefängnis.